Drohnen - Aufklärungsunterstützung aus der Luft

Schon längst sind Drohnen kein Technikhype mehr, der in naher Zukunft von der Marktfläche wieder verschwinden wird. Mehr noch – viele zivile Unternehmen prüfen derzeit die Möglichkeiten, Drohnen ressourcenschonend und gewinnbringend für ihre Zwecke und zum Nutzen ihrer Kunden einzusetzen. Daher sind in Zukunft logistische Aufgaben für die unbemannten Flugobjekte sicherlich keine Visionen, für die man bei Aussage müde belächelt wird, sondern bereits weit fortgeschrittene Projekte. So auch für die Feuerwehren, die immer häufiger auf die Unterstützung aus der Luft setzen und somit in erster Linie ihre Einsatzkräfte bei teils gefährlichen Erkundungsarbeiten schonen können.

Luftaufklärung bei Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben

Der Vorläufer der Drohne wie wir sie kennen lässt sich bereits bis in das Mittelalter zurück verfolgen: In Kriegen wurden Bomben an Ballons gebunden, die dann mehr oder minder zufällig im Feindesgebiet abgefallen sind. Heutzutage sind Drohnen aus der modernen Kriegsführung nicht mehr wegzudenken. Über Kontinente hinweg können Fluggerät und Befehlsgeber entfernt sein und trotzdem äußerst präzise Gebiete überwachen, Luftaufnahmen tätigen und im schlimmsten Fall auch zu Angriffen übergehen.
Die Brücke von der modernen Kriegsführung zu Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) oder zum zivilen Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ist in diesem Punkt nicht schwierig zu schlagen. Auch hier gilt es oftmals, schwieriges Terrain in Einsatzlagen zu erkunden, ohne Personal dafür unnötig in Gefahr zu bringen.
Natürlich lässt sich in der Feuerwehrzunft darüber sinnieren, ob und wann eine Drohne sinnvoll einzusetzen ist. Faktoren wie Kosten, Rüstzeit, Ausbildung und Bedarf müssen bedacht und abgewogen werden.

Fachgruppe erarbeitet Drohnen-Konzept

Als sich für die Feuerwehr Böblingen die Beschaffungsfrage einer Drohne stellte, wurden genau diese Punkte durch ein Gremium diskutiert. Man war sich zügig einig, dass die Beschaffung einer Drohne ein schlüssiges Konzept benötigt und sich beim Einsatz des Gerätes ein deutlicher Mehrwert ergeben muss. Eine Fachgruppe um den erfahrenen Brandoberinspektor Holger Schmidt erarbeitete Grundsätze und übernahm die Beschaffung. Das Konzept sieht vor, dass die Drohne vorrangig bei Einsatzlagen für den Umweltschutzzug Süd sowie bei ausgedehnten Bränden und bei Flächenlagen zum Einsatz kommt. Im Vorfeld wurde das Team der Drohnenpiloten in einer zweitägigen Fortbildung im Umgang mit dem Gerät, rechtlichen Grundlagen sowie Basiswissen der Fliegerei geschult. Eigens hierfür konnte Wolfgang Mathiaschek von Ascending Cameras als Ausbilder gewonnen werden. Bei der Schulung wurde der Schwerpunkt zudem auf die Erkundung von Objekten und unübersichtlichen Gebieten gelegt sowie das Fliegen ohne automatische Unterstützungseinrichtungen trainiert. Gerade bei Einsatzlagen, bei denen beispielsweise innerhalb von Hallen geflogen werden muss, ist dieses Training unabdingbar und wird bei regelmäßigen Übungen wiederholt. Die Drohne selbst ist in der Wache der Feuerwehr Böblingen stets griffbereit und einsatzklar gelagert. In einem Koffer für den harten Außeneinsatz ist die Drohne mit allen Anbauteilen, Ersatz-Akkus, Flugbuch und Tablet aufbewahrt. Konzeptionell ist ferner angedacht, den das Einsatzgerät auf einem fest zugeordneten Fahrzeug wie dem Einsatzleitwagen verlastet wird, um eine noch schnellere Verfügbarkeit zu gewährleisten.

Durchdachte technische Ausstattung

Bei der Auswahl der Drohne fiel die Wahl schnell auf das Modell Phantom 4 Pro 2.0 von DJI, einem der führenden Anbieter in diesem Segment. Neben dem Fluggerät aus dem Profi-Segment wurde an eine umfangreiche Zusatzausstattung gedacht: Zwei Ersatz-Akkus verlängern die Flugzeit um je 20 Minuten. Eine LED-Beleuchtungseinheit, die sich bei Bedarf montieren lässt, ermöglichen auch bei Nachteinsätzen helle Bilder. Beim Tablet wurde das Modell iPad mini von Apple gewählt, welches mit dem bereits vom gleichen Hersteller vorhandene Equipment der Pressesprecher kompatibel ist und somit Synergien geschaffen werden können. Weiteres Zubehör wie Blendschutz, Landeplatz, Tragegurt und Ersatzteile runden die Ausstattung ab. Zu Dokumentationszwecken wurde ein sogenanntes Flugbuch erstellt und produziert, in dem alle Übungs-, Ausbildungs- und Einsatzflüge dokumentiert werden. Eine spätere Nachvollziehbarkeit ähnlich der eines Fahrtenbuches ist somit gegeben und durch die eigene Erstellung speziell auf die Bedürfnisse einer Feuerwehr abgestimmt.

Einsatztaktische Betrachtung

Der Personaleinsatz für die Inbetriebnahme der Drohne ist sehr überschaubar: Die Drohne selbst kann von einer Person geflogen werden. Mit einer Fernsteuer-Reichweite von bis zu 5000 Metern kann sich der Drohnenpilot weit außerhalb des Gefahrenbereiches aufhalten und die Starts und Landungen fernab von Einsatzfahrzeugen oder Personen auf einem schnell eingerichteten Landeplatz durchführen. Gesteuert wird die Drohne außerhalb des Sichtbereiches über das Tablet, welches in die Fernsteuerung eingeklinkt wird und die Wahl zwischen Liveaufnahme und Karten- bzw. Satellitenbild ermöglicht. Eine zweite Einsatzkraft, die über die gleiche Ausbildung verfügt, wird als Beobachter des Luftraumes eingesetzt. Das Vier-Augen-Prinzip ermöglicht somit eine präzise und sichere Steuerung.
Einen echten Mehrwert bieten die Übertragungsmöglichkeiten. Über WLAN ist es möglich, Livebilder von der Drohne auf Monitore im Einsatzleitwagen zu übertragen. Dazu muss der Drohnenpilot sich lediglich im Frequenzbereich des Netzwerkes aufhalten. Weiterführend ist es kurzerhand möglich, die Bilder vom Einsatzleitwagen in den Stabsraum der Feuerwache Böblingen zu transferieren.
Das bedeutet, dass sowohl die Einsatzleitung vor Ort und die dezentrale Führung im rückwärtigen Bereich stets mit aktuellen Medien und Livebildern vom Einsatzort versorgt werden können.

Fazit: Anschaffung sinnvoll

Die Drohne hat sich bei Übungsdiensten und Einsätzen bereits bewährt. Unter anderem wurden bei einem Gefahrgutunfall für den Einsatzleiter ein Blick in den Gefahrenbereich ermöglicht und bei einem Großbrand ein Überblick über die von außen schlecht einsehbare Einsatzstelle geschaffen.

Hierbei haben sich folgende Vorteile am deutlichsten herauskristallisiert:
- Der Einsatzleiter kann sich auch bei weitläufigen Einsatzstellen schnell ein Bild machen
- Die Erkundung ist auch in Gefahrenbereichen möglich
- Umfassende Einsatzdokumentation mit Bild und Video
- Visualisierung der Einsatzstelle über Bildschirme für dritte Betrachter

Die Anschaffung der Drohne sowie die Ausbildung des Bedienpersonals kann also als Zugewinn in der Führungsunterstützung bei Einsätzen betrachtet werden. Immer dort, wo das Gerät Aufgaben übernehmen kann, die für einen Menschen zu gefährlich oder gar unmöglich sind, bietet die Drohne einen deutlichen Mehrwert. Gerade für Feuerwehren mit größerem Einsatzaufkommen oder Spezialaufgaben ist sie eine gute Ergänzung in der informationstechnischen Ausstattung