Was im Sommer 2002 recht harmlos begann, sollte sich im Laufe der Zeit zu einer annähernden Komplettzerlegung entwickeln
Die Türverkleidungen der Mannschaftskabine waren durch Feuchtigkeit im unteren Drittel derart beschädigt, dass beschlossen wurde, diese durch neu anzufertigende Teile zu ersetzen. Da jede Türe um wenige Millimeter differierende Maße aufwies, musste jede Verkleidung durch Bernhard Streit einzeln angepasst werden. Beim Zerlegen der Tür wurden die bereits weit fortgeschrittenen Rostschäden sichtbar, die durch Wolfgang Heim zeitaufwändig beseitigt wurden. Durch Schleif- und Schweißarbeiten wurde der Lack an den Türen bis zur Hälfte des Türblatts entfernt und so mussten die Türen komplett abgeschliffen werden. Dies war der erste Schritt zur späteren Komplettlackierung. Als nächstes wurden die vielen kleinen Lackschäden, die über die 50 vergangenen Dienstjahre entstanden waren, grob bearbeitet und das Ergebnis war ein über und über mit kleinen und größeren Flecken übersätes Auto. Dies führte zu Überlegungen, wessen Hilfe man nun in Anspruch nehmen könnte. Hilfe erhielten wir in Person von Thomas Butsch von der Feuerwehr Grafenau, der sich zusammen mit seinem Kollegen Helmut Langer, einem Spezialisten für Fahrzeuglackierungen, der Sache annahm und es wurde beschlossen, das Fahrzeug komplett zu lackieren. Dies erforderte eine Demontage der gesamten Anbauteile wie Zierleisten, Scheinwerfer und Griffe. Als logische Konsequenz war anschließend der Innenraum der Mannschaftskabine und des Geräteaufbaus an der Reihe.
Doch als es an das bestellen der Farben ging , tauchte die Frage auf , welche nun die richtige sei.Über die Jahre wurden die vielen Lackschäden mit einem anscheinend dunklerem Rot überstrichen . Eine Anfrage bei der Firma Metz, dem Hersteller des Fahrzeugs, ergab keine hundertprozentige Aussage, da das Firmenarchiv nicht mehr so weit zurück reichte. Eines konnte der Ansprechpartner bei Metz jedoch sagen: In der Zeit um 1958 wurden viele Fahrzeuge für Frankreich produziert, welche mit einem helleren Rot als das in Deutschland gebräuchliche Feuerrot RAL 3000 lackiert wurden. Vermutlich war das Böblinger Fahrzeug also ursprünglich für Frankreich gebaut und dann doch nach Böblingen geliefert .Doch welcher RAL-Ton war es nun letztendlich? Ein Vergleich des hinter den demontierten Türverkleidungsteilen noch vorhandenen Originallacks mit einem RAL-Farbfächer brachte dann die Erkenntnis: RAL 3020 Verkehrsrot musste es sein!
Auch der Geräteraum wurde über die Jahre mit einem hellen Grau versehen. Bis auf eine ca. DIN-A-4 große Fläche an der Decke des Aufbaus , der nur durch Demontage einer schweren Schublade wieder zugänglich wurde . Das Ergebnis : RAL 7003 Moosgrau . Diese Farbe konnte durch Sichten einiger alter Orginalprospekte aus dieser Zeit bestätigt werden .Alleine das Herauslackieren des hinteren Aufbaus dauerte sechs Stunden. Was dann folgte, war wochenlanges Aufarbeiten der abgebauten Teile. So mussten zum Beispiel die Antriebe der Blaulichter zerlegt und von völlig verharztem Fett befreit sowie viele Meter Zierleisten poliert werden. Von Bernhard Streit wurden in der Zwischenzeit die Holzverkleidungsteile der Mannschaftskabine instand gesetzt. Abgelöstes Furnier galt es in mühevoller Kleinarbeit wieder aufzuleimen und die Teile anschließend zu schleifen und mit Klarlack zu lackieren.
Kamerad Bernhard Streit bewies hier sehr viel Geduld und Ausdauer.
Das Jahr 2007 war geprägt von Spachtel- und Schleifarbeiten sowie der weiteren Aufarbeitung der abgebauten Fahrzeugteile. Das Schleifen sowie Grundieren der bearbeiteten Stellen konnte in der Waschhalle durchgeführt werden. Besonders Aufwändig war das Abschleifen mehrerer, dicker Lackschichten auf dem Dach.
Als die Schlauchhaspel zerlegt wurde, kam unter den Holzspeichen die grüne Farbe ( RAL 6009 Tannengrün ) der Feuerlöschpolizei zum Vorschein . Also wurde eine zwischen 1935 und 1945 hergestellte Haspel nach dem Krieg überlackiert und weiterverwendet. Dann konnte die Neulackierung in Verkehrsrot ( RAL 3020 ) in Angriff genommen werden. da die Lüftung in der Waschhalle hierfür ungeeignet ist und zuviel Staubpartikel die Lackqualität verschlechtert hätten, musste eine andere Lösung gefunden werden.
Eine Gechinger Lackierwerkstatt übernahm die Aufgabe. Nun musste das LF, da sämtliche Scheinwerfer, Blinker und die Kotflügel abgebaut waren, mittels Tieflader am 23.2.2007 nach Gechingen gebracht werden. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass die Lackierbox eigentlich für einen LKW nicht groß genug war. Nur durch Abbau der Dachaufbauteile und mehrmaliges zentimetergenaues rangieren in der engen Halle passte das LF in die Box. Nach ca 4 Wochen Aushärtezeit des Lackes konnte mit dem Zusammenbau begonnen werden.Die seitlichen Gerätekästen zur Aufnahme der Saugschläuche warfen dann doch noch Probleme auf . Beim Demontieren der Alu-Blechteile wurden starke Durchrostungen sichtbar. Das Einschweißen von Reparaturblechen und anschließendes Sandstrahlen führte zu völligem Verzug der instabilen Teile, so das nur noch ein Neubau der Staukästen in Frage kam. Die Erstellung von Skizzen und das Schweißen der Rohbaustruktur aus Stahlrohren und Winkelprofilen wurde von Kamerad Thomas Müller in der Werkstatt der Feuerwache durchgeführt.. Da die nötigen Maschinen zum Bearbeiten der Blechbeplankungen fehlten, wurde Die Karosseriebaufirma Ott in Aidlingen mir der Fertigstellung beauftragt. Die Stützen der Hauptscheinwerfer sowie diverse Dichtungen und die Kühlerschlauche mussten erneuert werden. Die Mercedes-Benz Vertragswerkstatt Weippert in Holzgerlingen konnte in Zusammenarbeit mit der Firma Mercedes-Benz Classic Nutzfahrzeug Service Alfeld in Westfalen ( in der Nähe von Salzgitter ) die benötigten Teile beschaffen. Nach dem Montieren der neuen Staukästen wurde die Beladung ergänzt und eine TÜV-Prüfung vorgenommen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.Die Beschriftung wurde durch die Firma Kreativ-Design aus Schönaich nach Bildern und alten Vorlagen hergestellt. Die Gesamtaufarbeitungszeit belief sich auf rund 1000 Stunden.