Steigende Einsatzzahlen fordern Ehrenamt und Hauptamt gleichermaßen

Mit einer Steigerung von gut 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr war die Feuerwehr Böblingen mit 871 Einsätzen im vergangenen Jahr gut gefordert. Auf ihrer Hauptversammlung am vergangenen Samstag blickten die Floriansjünger unter Leitung ihres Kommandanten Thomas Frech auf das einsatzreiche Jahr zurück.

In bewährter Weise begrüßte Kommandant Thomas Frech zu Beginn der ordentlichen Hauptversammlung eine große Anzahl an Ehrengästen, die sich zur Versammlung in der Feuerwache im Röhrer Weg eingefunden haben. Darunter das Böblinger Stadtoberhaupt und erster Feuerwehrmann Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz, Alt-OB Alexander Vogelgsang, zahlreiche Gemeinderäte sowie Vertreter des Kreisfeuerwehrverbandes, umliegender Feuerwehren und Blaulichtorganisationen sowie Vertretern der Verwaltung. In seiner Ansprache ging Frech vor allem auf die Entwicklung des städtischen Feuerwehrwesens der vergangenen sieben Jahre ein. Der 2012 angestoßene Feuerwehrbedarfsplan wurde nach ausgiebigen Beratungen in der Verwaltung im Gemeinderat beschlossen und brachte letztlich die Erweiterung der hauptamtlichen Abteilung von neun auf 18 Beschäftigte mit sich. „Wir sind immer mehr gefordert“ berichtete Frech beispielsweise über das vergangene Jahr, in dem die Einsatzzahlen mit fast 900 Alarmierungen einen neuen Spitzenwert erreichten. Zwar gäbe es nicht unbedingt mehr Großbrände oder schwerere Verkehrsunfälle im Vergleich zu früher, doch aber steigt die Belastung für Bagatelleinsätze, so der Brandoberamtsrat. Tagsüber sorgt hier die hauptamtliche Abteilung für die Entlastung des Ehrenamts, sodass diese nur Zugeinsätzen vom Arbeitsplatz wegspringen müssen. Bei der Bedarfsuntersuchung wurde neben den personellen Gesichtspunkten auch der Zustand der beiden Standorte im Röhrer Weg in Böblingen und der Böblinger Straße in Dagersheim unter die Lupe genommen. Der Feststellung erheblicher Mängel in Substanz, Raumangebot und Funktionalität folgen nun weitere Planungen, die beispielsweise im Neubau einer Feuerwache oder eines Rettungszentrums münden könnten. Letztlich, so Frech und auch Dr. Belz in seiner Ansprache, handelt es sich hierbei dann um eine lokalpolitische Entscheidung, die in der Zukunft angestoßen werden soll.

Erfolgreich konnten die Planungen für das landkreisweit als Pionierprojekt geltende Katastrophenschutzkonzept der Stadt im vergangenen Jahr vorangebracht werden. Nach der Überstellung des Katastrophenschutzes in den Zuständigkeitsbereich der Abteilung Feuerwehr erarbeiteten hauptamtliche Mitarbeiter ein über 1 Millionen Euro schweres Konzept, welches kürzlich breite Zustimmung im Böblinger Gemeinderat erfuhr. Ein stückweit „wegweißend für andere“ stufte Frech das aus vier Stufen bestehende Gesamtprojekt ein, das Investitionen und Beschaffungen für die Aufrechterhaltung der stadtinternen Kommunikation, der Bevölkerungsinformation, der Trinkwassernotversorgung und schließlich der Infrastruktur bei Stromausfall beinhaltet.

Ebenfalls positive Entwicklungen gibt es beim Konzept der Umweltschutzzüge des Landkreises Böblingen, der auch aus Einheiten der Böblinger Feuerwehrkräfte besteht. Die Beschaffung eines Wechselladerfahrzeugs mitsamt einem neuen Abrollbehälter für Gefahrguteinsätze wird momentan vollzogen. Neue Fahrzeuge für die beiden Einsatzabteilungen gibt es in diesem Jahr zudem: Dagersheim erhält ein Löschgruppenfahrzeug (LF 10) als Ersatz für ein altgedientes Tanklöschfahrzeug und Böblingen ein zusätzliches Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20) als Reaktion steigender Anforderungen und Einsatzzahlen.

Richtig gut läuft es in der Kreisstadt beim Thema Nachwuchsgewinnung: Die Jugendfeuerwehr konnte ordentlich an Mitglieder gewinnen und die Personalgewinnungskampagne „Sag JA! Zur Feuerwehr“ erfährt ebenfalls gute Resonanz.

Elke Zimmermann, stellvertretende Jugendfeuerwehrwartin, berichtet darüber hinaus über zahlreiche Aktivitäten der Jugendabteilung wie der Christbaumsammel-Aktion, dem Besuch im Europapark, der Erfolgreichen Abnahme der Leistungsspange oder der Teilnahme am Tag der offenen Tür. Mit 40 Jungs und Mädels ist die jüngste Abteilung im zurückliegenden Jahr gut gewachsen und wird momentan von 15 Betreuerinnen und Betreuern geleitet. Zum Jahreswechsel konnten vier Kameraden erfolgreich in die Ausbildungsgruppe überstellt werden: Marcel Dannecker, Dominik Knill, Philipp Werner und Steven Nebert verstärken nun nach ihrer Grundausbildung die Einsatzabteilungen.

In der Ansprache des Oberbürgermeisters ging Stadtchef Dr. Belz auf das steigende Sicherheitsbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger ein, welches von der Feuerwehr in professioneller Art und Weiße befriedigt werde. „Kern für diesen Erfolg ist der Teamgeist, der bei der Feuerwehr Böblingen vorhanden ist“ weiß sich Dr. Belz beruhigt um seine Stadt auch in Zeiten zunehmender Einsatzzahlen. „Ihre steigende Belastung ist ein starkes Argument für eine stetige Weiterentwicklung. Sowohl für ein Hauptamt als auch für ein starkes Ehrenamt wo jede geleistete Stunde Gold wert ist“ fasste der Oberbürgermeister die angestoßene Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplanes zusammen. Neben der Anerkennung höchsten Respekts für alle Einsatzkräfte hob er auch die Partnerinnen und Partner hervor, denen er für ihr Verständnis dankte, wenn meist ungeplant auf ihre Partnerin oder ihren Partner verzichten müssen.

Unter dem Tagesordnungspunkt Ehrungen und Beförderungen konnte Kommandant Frech gemeinsam mit seinem Stellvertreter Roland Pfau und Oberbürgermeister Dr. Belz zahlreiche verdiente Kameraden ehren und befördern. Stellvertretend für die Vielzahl an herausragenden Feuerwehrmännern und Frauen sind an dieser Stelle die Ernennung von Peter Maurer zum Ehrenmitglied, die Ehrung für 40 Jahre Einsatzdienst von Dieter Egeler und Rolf Rabinsky zu nennen. Rolf Schreckenberger, Julius Kobialka und Albert Eißler werden für 55, 60 und 70 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Für die zahlreichen Beförderungen sind stellvertretend zu nennen: Frank Dietzel, Alexander Kienle und Moritz Mornhinweg zum Löschmeister, Robert Hoffedank zum Brandmeister sowie Thomas Reuter zum Hauptbrandmeister. In der hauptamtlichen Abteilung wurden David Bäthis, Marlene Geßlein, Daniel Rieß und Oliver Zwölfer zum Hauptbrandmeister sowie Stefan Dickgiesser als stellvertretender Leiter der Leitstelle zum Brandoberinspektor ernannt.

In den folgenden Grußworten ging der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg und Böblinger Feuerwehrkamerad Gerd Zimmermann sowie der stellvertretende Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Jürgen Stäbler auf die Bedeutung der Böblinger Wehr als Stützpunkt für den Landkreis ein. „Vieles, was hier getestet, entwickelt und konzeptioniert wird, gilt als wegweißend oder zur Nachahmung empfohlen“ sind sich beide Redner einig.