Land unter in Böblingen Gewitterzelle fordert Feuerwehr

Eine von Südwesten heraufziehende Unwetterzelle entlud sich am Donnerstag, den 31.05.2018 gegen kurz vor Mitternacht im Ballungsgebiet Böblingen mit Starkregen und Sturmböen. Ausläufer waren im nahezu gesamten Landkreis zu spüren. Die ersten Notrufe erreichten die Integrierte Leitstelle Böblingen gegen 23.45 Uhr, was im Nachgang für viele Feuerwehrleute im Landkreis eine schlaflose Nacht bedeutete.

Knapp 260 Einsätze im Landkreis verteilt

Die Feuerwehr Böblingen wurde in den nachfolgenden 18 Stunden zu knapp 90 unwetterbedingten Einsätzen alarmiert. Hierfür waren in Spitzenzeiten bis zu 60 Feuerwehrleute ehrenamtlich im Einsatz, die teilweise ohne Schlafpause unermüdlich sich in den Dienst der hilfesuchenden Bürgerschaft stellten. Bereits zu Beginn des Unwetterszenarios wurde von der Feuerwehr Böblingen ein Löschfahrzeug in die Gemeinde Altdorf abgestellt, da sich hier die ersten Einsätze entwickelten. Kurz nach 0 Uhr traf das Unwetter auf das Stadtgebiet Böblingen. Die große Mehrzahl an Einsätzen handelte von überfluteten Räumlichkeiten und Straßenabschnitten.


Der Starkregen, welcher bis zu 80 Liter Wasser pro Quadratmeter herabfallen ließ, sorgte innerhalb kürzester Zeit für verstopfte Abflüsse zur Kanalisation hin und übergelaufene Gullys durch Grobschmutz. Besonders tiefliegende Straßenabschnitte wurden zu einer besonderen Gefahrenstelle. Sowohl in den Unterführungen der Wolfgang-Brumme-Allee als auch in der Leibnizstraße wurden PKW Fahrer von den Wassermassen überrascht und konnten die Fahrt nicht mehr fortsetzen. Eine Fahrzeuglenkerin rettete sich auf das Autodach und wurde von der Feuerwehr mit einem Schlauchboot gerettet. Personen wurden in Fahrzeugen, die bis über die Hälfte hinaus in den Fluten steckten, glücklicherweise nicht eingeschlossen.

Auch die als kritische Infrastruktur einzustufenden Gebäude, wie bspw. das Krankenhaus oder die Feuerwache in Böblingen, blieben von eindringendem Wasser nicht verschont. Durch frühzeitiges Eingreifen konnte jeweils der Wassereintritt gestoppt und bereits eingetretenes Wasser kurzfristig aufgenommen werden. Der Betrieb konnte ohne Einschränkungen weitergeführt werden. Die Lage entspannte und stabilisierte sich gegen 2.30 Uhr, als auch der Regen aufhörte und bereits einige Einsatzstellen abgearbeitet wurden.
Nach einer kurzen Verschnaufpause in den frühen Morgenstunden knüpfte die Zahl an Einsätzen nahtlos an die der Nacht an.

Große Einsatzlagen auch noch Stunden später

Zuerst wurden mehrere hundert Sandsäcke zur örtlichen Feuerwehr nach Ehningen verbracht, um dort den über die Ufer getretenen Fluß „Würm“ einzudämmen. Im weiteren Verlauf des Morgens entwickelten sich drei größere Einsatzstellen im Stadtgebiet Böblingen. Im Einkaufscenter „Mercaden“ wurden große Teile des untergeschossigen Lagertraktes überflutet. Hierfür wurde zur Bewältigung der Einsatzstelle auch das Technische Hilfswerk mit großem Pumpgerät angefordert und eingesetzt. Im Kreuzungsbereich Schönaicher Straße / Brunnenstraße wurde eine Unterführung für Fußgänger komplett überflutet und war nicht mehr passierbar. Großen Schaden richtete auch ein Wassereinbruch in die Tiefgarage der Murkenbachschule an. Der „Murkenbach“ selbst trat in der Nacht über die Ufer und flutete großflächig eine Tiefgarage und angrenzende Lagerräumlichkeiten.
Kommandant der Feuerwehr Böblingen, Thomas Frech, ließ eine Einsatzbereitschaft bis 17 Uhr in den Abteilungen Böblingen und Dagersheim aufrecht erhalten. Bis dahin waren auch alle Einsätze abgearbeitet und die Fahrzeuge wieder aufgerüstet.
Glücklicherweise waren keine Personenschäden zu beklagen. Aufgrund der widrigen Umstände, bei denen sich auch die Einsatzkräfte in bedrohliche Situationen begeben mussten, ein Indikator für gut ausgebildetes Feuerwehrpersonal und umsichtige Entscheidungen der Führungskräfte.

Die Feuerwehr Böblingen bedankt sich sehr herzlich bei der Feuerwehren aus Maichingen und Aidlingen, dem Technischen Hilfswerk aus Böblingen sowie den fleißigen Kameradinnen und Kameraden aus Böblingen und Dagersheim.