Vieles aus dieser Periode entstammt der Festschrift zu den 100-Jahrfeiern, und wurde damals von Mittelschulrektor a.D. K. Bauer verfasst. Eine sehr wichtige Quelle dabei war das Notizbuch von Stabshornist David Baisch, der von 1876 bis zu seinem Tod in 1932, 56 Jahr lang der Feuerwehr angehörte. Die Böblinger Feuerwehr hatte ihm wegen seiner Verdienste das Prädikat „Ehrenstabshornisten“ zuerkannt. Das Notizbuch befindet sich heute noch im Archiv der Feuerwehr.
Die Organisation der Freiwilligen Feuerwehr Böblingen zur Zeit des fünfzigjährigen Jubiläums in 1908 sah wie folgt aus:
Stab:
Kommandant Gottlob Decker
Stellvertreter: Wilhelm Dengler
Adjutant: Gottlieb Laubengaier
Kassier: Stadtpfleger Ziegler
Hornisten, Trommler, Fahnenträger, Magazinverwalter
1.Kompanie: Steiger und Retter
Zug 1: 26 Mann
Zug 2: 24 Mann
Zug 3: 24 Mann
2. Kompanie: Hydrantenmannschaft
Zug 1: 16 Mann
Zug 2: 16 Mann
Zug 3: 16 Mann
3. Kompanie: Spritzenmannschaft und Wachmannschaft
Zug 1: Spritze Nr. 1 mit 40 Mann
Zug 2: Spritze Nr. 2 mit 28 Mann
Zug 3:Wachmannschaft mit 12 Mann
Der erste Weltkrieg überschattete und verdrängte alles bisher da gewesene. Die dienstfähigen Feuerwehrmänner mussten den Soldatenrock tragen und für Deutschland in den Kampf ziehen. Um die entstandenen Lücken aufzufüllen und die Heimat nicht schutzlos einem Schadenfeuer preiszugeben, entschlossen sich 29 Feuerwehrveteranen wieder Dienst zu tun. Im ersten Weltkrieg sind 16 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Böblingen gefallen, einer gilt seit den Tagen der Marneschlacht 1914 als vermisst.
Nach Kriegsende, mitten in der Not des allgemeinen Niederganges, war es Zeit zum 60jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Böblingen. Die wirtschaftlichen Zustände und die persönlichen seelischen Nöte bildeten keine geeignete Grundlage zum Feste feiern. Und doch musste man beginnen, alte Einrichtungen wieder zum Leben zu erwecken und neu zu kitten, was in Unordnung geraten war. So gesehen war es trotz der Ungunst der Zeit fast eine Pflicht aus der stolzen Vergangenheit der Böblinger Wehr neu Kraft zu holen für ein zukünftiges Werk. Man verzichtete allerdings auf ein öffentliches Fest, gedachte aber des 60 jährigen Bestehens am 23. November 1919 bei einer Feierstunde im Saal des Hotels Post. 24 Feuerwehrmänner erhielten bei dieser Gelegenheit das Feuerwehrdienst-Ehrenzeichen, das während des Krieges nicht verliehen worden war. (59 Männer der Böblinger Feuerwehr hatten es schon früher erhalten.) Die Gesamtstärke der Freiwilligen Feuerwehr Böblingen wird für Herbst 1919 mit 154 Mann angegeben, eingeteilt in drei Kompanien unter den Hauptleuten:
Gastwirt Ernst Kögel
Bäcker Paul Bisinger jun.
Schriftsetzer Gustav Kopp.
Kommandant war Malermeister Karl Burkhardt.
Das 70-jährige Jubiläum im Jahre 1928 zeigte die Freiwillige Feuerwehr Böblingen als stramm geschulte Einheit, die unter ihrem schneidigen Kommandanten Eugen Beuttler und dem Vizekommandanten Albert Kohler ein straff militärisches Gepräge erhalten hatte. Der Kommandowechsel war im Jahre 1926 durch den Tod des sehr geschätzten Karl Burkhard erforderlich geworden. Eugen Beuttler, ein aktiv gedienter Pionier und Pionierfeldwebel im ersten Weltkrieg, liebte exakte Ordnung und ein klares Kommando, das den Männern in die Glieder zuckte. Die Rolle eines Feuerwehrkommandanten lag ihm ganz ausgezeichnet. Er saß gelegentlich auch im Sattel und ritt bei Walbrandübungen zusammen mit seinem Adjutanten der Feuerwehr hoch zu Ross voran.