Die Jahre 1927 bis 1976

Als letzte Konsequenz seit Bestehen der Hochdruckwasserversorgung wurde im Jahr 1928 der Mannschaftsstand reduziert, die Wasserträger und Schöpfer verschwanden ebenso wie eine der beiden Spritzen mit ihrer Bedienmannschaft. Die Feuerwehr bestand laut Satzung vom 1. Juli 1928 aus 75 Mann, eingeteilt in Stab und vier Züge.

Stab:
Kommandant, Stellvertreter, Kassierer (gleichzeitig Schriftführer),
Geräteverwalter und 2 Hornisten.

1. Zug:
Steiger und Retter (Zugführer, Stellvertreter und 19 Männer)

2. Zug:
Hydrantenmannschaft, gleichzeitig Schlauchleger (Zugführer, Stellvertreter und 17 Mann)

3. Zug:
Spritzenmannschaft (Zugführer, Stellvertreter, Spritzenmeister und Stellvertreter und 15 Mann)

4. Zug:
Flüchtlings-, Wach- und Sanitätsmannschaft (Zugführer, Stellvertreter und acht Mann)

Erst jetzt wurde die ganze Mannschaft uniformiert und man hatte "stramme Ordnung und regelmäßige Übungen eingeführt". Jedermann hatte seine genau beschriebenen Aufgaben und Pflichten. Insbesondere mußte "jedes Mitglied den Vorgesetzten willig Gehorsam leisten" bzw. "durch gegenseitiges freundliches Benehmen, durch stramme Haltung, durch Wort und Tat den Feuerwehrgeist erhalten".

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das öffentliche Leben einem ständigen Wandel unterzogen. So wurde die Feuerwehr 1936 als "Verein" organisiert und in das Vereinsregister eingetragen - zwei Jahre später wurde aus dem "Verein" eine "Hilfspolizeitruppe". Die einseitigen und teils militärischen Fortbildungen entsprachen der damaligen Zeit. Der Luftschutz wurde als zusätzlicher Aufgabenbereich auf die Feuerwehr übertragen. Die Mobilmachung und die Einberufung zum Militär in den folgenden Jahren wirkte sich stark auf die Mannschaftsstärke aus. Durch die Nähe des Flugplatzes und der militärischen Einrichtungen in Böblingen sowie des Daimler-Werkes in Sindelfingen lag Dagersheim in einem Gefahrengebiet erster Ordnung. Außer einem Fliegerangriff am 15. / 16. März 1944 (Brände von Scheunen und Stallungen) kam Dagersheim jedoch glimpflich davon. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges drängten zuerst die Franzosen, dann die Amerikaner zum Aufbau einer Feuerwehr.

Dem damaligen Feuerwehrkommandant Fritz Breuning gelang es eine Anzahl B- und C-Schläuche sowie eine französische Motorspritze TS-8 sicherzustellen und hatte einen Grundstein für den Wiederaufbau der Feuerwehr gelegt. Das Landratsamt setzte 1945 den bisherigen Kommandanten Fritz Breuning zum Bürgermeister der Gemeinde ein und am 7. April 1945 wurde Max Roser zu seinem Nachfolger gewählt.

In dieser Zeit koordinierte Kreisbrandmeister Kübler den Dienst der Feuerwehren auf Bezirksebene und überwachte diesen streng.

Am 23. und 24. Juni 1951 wurde das 75-jährige Jubiläum mit einem Bankett, Festumzug und Schauübung gefeiert. Während dieses Festes wurde der erste Böblinger Kreisfeuerwehrtag in Dagersheim durchgeführt und der Kreisfeuerwehrverband neu gegründet.

Durch Kurse, Einsatzübungen und Leistungswettkämpfe konnte die Wehr ihre Einsatzbereitschaft erhöhen. Im Jahr 1955 konnte ein Kleinlöschfahrzeug (KLF 6) der Firma Carl Metz erworben werden. Bürgermeister Maier, Kommandant Max Roser und einige Feuerwehrmänner übernahmen das Fahrzeug am 21. April 1955 in Karlsruhe. Eine Verbesserung brachte die 1959 von der Firma Siemens und Halske installierte moderne Feuermeldeanlage. Im Jahr 1961 brachte ein kleines Tanklöschfahrzeug (Anschlußfahrzeug) des Luftschutzes weitere Entlastung.

1964 fand mit der Verabschiedung von Kommandant Max Roser in den Ruhestand eine Ära des Wiederaufbaus seit Kriegsende ihren Abschluß. Neuer Kommandant wurde Ewald Spengler. Der Feuerwehrgerätemagazin im ehemaligen Postgebäude erhielt noch 1964 einen Unterrichtsraum und 1966 machte man sich an die Erweiterung des ganzen Gebäudes. Am 9. Mai 1968 konnte die Dagersheimer Feuerwehr ein lang ersehntes "großes" Tanklöschfahrzeug (TLF 16) in Empfang nehmen.

Im Zuge der Gemeindereform wurde Dagersheim am 1. September 1971 ein Stadtteil der Großen Kreisstadt Böblingen. Für die Feuerwehr Dagersheim bedeutete dies Koordinierung und Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Böblingen bei voller Beibehaltung der eigenen Selbstständigkeit (neue Feuerwehrsatzung !). Bereits am 6. Juni 1971 führten die Böblinger und Dagersheimer Feuerwehr eine gemeinsame Waldbrandübung durch.

Am 19. Januar 1974 besiegelte eine Abordung der Dagersheimer Feuerwehr die Partnerschaft mit der Feuerwehr Brixen im Thale in Österreich. Bei ihrem ersten Gegenbesuch am 26. Oktober 1974 konnten die Kameraden aus Brixen der neue Löschfahrzeug (LF 8) bei einer Hauptübung besichtigen. Dieses LF 8 konnte die Dagersheimer Feuerwehr bereits am 14. August 1974 in Empfang nehmen.

Vom 3. bis 5. Juli 1976 wurde bei schönstem Wetter und in großem Rahmen (Feuerwehrwettkämpfe, große Schauübung, großer Festumzug, Tanzabend und Unterhaltungsabend im großes Festzelt, Kaffee im "kleinen" Festzelt) das 100 jährige Bestehen der Feuerwehr Dagersheim gefeiert. Es begann am Freitag 2. Juli mit einem Tanzabend im Festzelt. Am Samstag 3. Juli wurden morgens am Sportplatz die Feuerwehr-Leistungswettkämpfe durchgeführt. Nachmittags fand im Ortskern eine große Schauübung mit den Feuerwehren aus Böblingen und Darmsheim sowie dem DRK statt. Nach dem Festakt in der Mehrzweckhalle wurde ein großer Unterhaltungsabend im Festzelt veranstaltet. Sonntags gab es im Zelt zum Frühschoppen Unterhaltung mit den "Original Jaklinger Buam". Um 13.00 Uhr führte ein Festumzug mit ca. 1.000 Teilnehmern durch den Ort hinaus zum Festplatz. Mit Tanz und Unterhaltungsmusik endete dieser Tag. Am Montag 5. Juli wurde ein Kinder- und Spielenachmittag durchgeführt, abends unterhielten die "Lustigen Schwippetaler" zum Festausklang im Festzelt. Desweiteren gab es während der Festtage einen großen Vergnügungspark mit Schießbuden und Fahrgeschäften.